…denn sie wissen nicht, was sie tun

Was dieser berühmte Filmtitel mit Natalie Wood und James Dean in den Hauptrollen in einem Artikel über Schach verloren hat? Dazu gegen Ende mehr. Zunächst jedoch die aktuellen Ergebnisse aus unserem Bundesland.

Am vergangenen Wochenende wurde die 8. Runde auf allen drei NRW-Ebenen gespielt. Die gute Nachricht zuerst: wir hätten theoretisch mit der 1. Mannschaft noch absteigen können. Da wir aber den «Chicken Run»*  gewonnen haben, wurde unser Match in Niederkassel schon am Donnerstag mit 8-0 für uns gewertet

Chicken Run (Symbolbild)

 

Die schlechte Nachricht für das Schach: von den 33 angesetzten Begegnungen haben weniger als die Hälfte stattgefunden. 16 Matches endeten kampflos 8-0, ein weiteres 0-0. In den tatsächlich gespielten 16 Mannschaftskämpfen gab es nochmals fünf kampflose Punkte an einzelnen Brettern.

Es steht zu befürchten, dass die Quote der nichtgespielten Begegnungen am kommenden Wochenende zur 9. und letzten Runde aufgrund jetzt schon geklärter Tabellenstände weiter ansteigen wird. Die mehrfach auf NRW-Ebene verschobene Saison 19/21 wird damit endgültig zum sportlichen Muster ohne Wert.

Einen Zwischenfall gibt es allerdings noch zu vermelden. Und zwar einen, der möglicherweise auch einen Vorgeschmack auf eine eventuelle 4. Welle im Herbst und die Saison 21/22 liefert. Die Oberligapartie SK Münster 1 – SV Mülheim-Nord 2 begann mit 45 Minuten Verspätung.

Spieler beider Mannschaften hatten sich wohl auf die Ankündigung auf der Webseite des SBNRW verlassen, dass die 3-G-Regel nicht mehr gelte und begehrten ohne Negativtest Einlass in das Spiellokal. Wer beim SBNRW diese Änderung beschlossen hat,  kann ich leider nicht nachvollziehen. Eine offizielle E-Mail des Spielleiters oder ein neuer Beschluss des Bundesspielausschuss (BSA) liegt mir nicht vor, nur dieser Schnipsel hier:

Dieser immer noch nicht aktualisierte Text auf der Webseite des SBNRW ist meines Erachtens nicht nur irreführend, sondern sogar inhaltlich falsch.

Schiedsrichter Georg Kemper bewies auf jeden Fall Rückgrat und bestand auf einen Negativtest der ungeimpften Spieler. Laut Augenzeugen drohte die Situation ob seiner Standhaftigkeit erst zu eskalieren. Nach Diskussionen und mehreren Telefonaten lenkten die betroffenen Spieler schließlich ein und begaben sich vor dem Spiel noch zum in der Nähe liegenden Testzentrum.

Meines Erachtens – ich bin allerdings kein Jurist – lag der Schiedsrichter damit auch richtig. Erstens kann sich niemand einfach so gegen den erst vor einer Woche getroffenen Beschluss des BSA und das darin abgestimmte Hygienekonzept stellen. Zweitens steht in der aktuellen Coronaverordnung des Bundesland NRW folgender, eigentlich nicht misszuverstehender Satz in §14 (4) 6.:

«…wenn auch für das Land die Inzidenzstufe 1 gilt, bei der Sportausübung der Verzicht auf Negativtestnachweise, wobei beim kontaktfreien Sport in geschlossenen Räumen einschließlich Fitnessstudios wahlweise auf die Negativtestnachweise oder den Mindestabstand verzichtet werden kann…» (Hervorhebung durch mich)

Hier noch eine etwas emotionalere Beschreibung des Vorfalls in Münster von einem der direkt Beteiligten: https://sk32.de/de/spielbetrieb-nrw-1921-new

Die Schachjugend zeigt übrigens, wie man mit der Thematik nicht nur entspannter, sondern auch verantwortungsvoller umgehen kann:

*Und was hat es nun mit dem Titel dieses Artikels auf sich?

In «Rebel Without a Cause» (auf Deutsch: «…denn sie wissen nicht, was sie tun») tragen James Dean und sein Antagonist Buzz das sogenannte Hasenfußrennen («Chicken Run») aus. Beide rasen in gestohlenen Autos auf eine Klippe zu. Wer dabei zuerst aus dem Auto springt, gilt als der Feigling (das «Chicken»).

Irgendwie fühlte ich mich beim Betrachten der nicht bußgeldbehafteten Absagen bis einschließlich Mittwoch vor dem Spiel und der Ergebnisse in den NRW-Ligen an das Hasenfußrennen aus diesem Filmklassiker erinnert. Spieltheoretisch auf jeden Fall hochinteressant. Spieltheoretisch! Wie das Hasenfußspiel für Buzz endete, ist bekannt, oder?

 

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